Nichts für Sprachenmenschen
Eigentlich bin ich eine Leseratte, die einen spannenden Thriller
in nur wenigen Tagen durch hat. Bei diesem Buch hat das leider nicht
funktioniert. Ich habe es nicht fertig gelesen.

Die Grundidee der Geschichte ist nicht schlecht und auch die Dramatik ist annehmbar.
Allerdings habe ich mich als Sprachenmensch an der
Sprache gestört, die mir am Ende auch die Lust am Fertiglesen des Buches
genommen hat.
Oftmals sind die Sätze zu lang und wie Kettensätze miteinander
verbunden. Das nimmt Tempo aus dem Text, bremst ihn förmlich aus.
Manchmal sind sie auch nicht schlüssig.
Hier ein paar Beispiele:
Kraftlos stampfte er nach Hause. Also entweder schleicht
er kraftlos nach Hause oder er stampft wütend durch die Gegend. Aber
kraftlos stampfen passt nicht zusammen.
„Der ist nach wie vor gefährlich“, äußerte sich Weindel überzeugt. Sich äußern als Synonym für sagen geht zwar, hört sich aber irgendwie gestelzt und gezwungen an. Zeigte sich überzeugt wäre da vielleicht besser gewesen.
„Wir laden ihn vor“, erwiderte Clemens und beide marschierten
zurück zum Wagen, während hinter einem Vorhang der kalte Blick von
Willner sie verfolgte. Da wären drei Sätze sinnvoller gewesen. Das
„und“ das der Autor leider sehr oft als Verbindung zweier ganzer Sätze
verbindet, könnte man streichen. Und selbst wenn man es lässt – was auch
noch lesbar wäre – der dritte Satzteil hakt. Wenn man den Satz
umstellt, hört sich das besser an. Beispiel: „während Willners kalter
Blick sie verfolgte.“
„Sind Sie ein Angehöriger?“, erkundigte sich Jung skeptisch,
dem der Fremde merkwürdig vorkam und Remmler überkam mit einem Mal eine
lebenswichtige Erkenntnis, die er für sich behielt und noch noch von
hier weg wollte. – Hier hätte der Autor locker zwei Sätze draus machen können.
Die Fragen fand Clemens hervorragend und musste Tauer Respekt zollen. … und musste Tauer Respekt zollen – da fehlt die Beziehung. Besser: Entweder die Sätze trennen oder „und er musste Tauer Respekt zollen.“
Im Sekundentakt zuckten die Blitze aus dem Apparat und Hackenberg hielt seine Hand vor die Linse. Der
Autor hat offensichtlich keine Ahnung vom Fotografieren. Blitze die im
Sekundentakt aus dem Apparat zucken – Sekunden beim Blitzen sind lange
Zeitspannen. Da macht der Fotograf lange Pausen zwischen den Bildern.
Bei der Spannung, die herrschen sollte, müssen die Blitze wie Dauerfeuer
in Sekundenbruchteilen kommen. Außerdem sind auch hier wieder zwei
Sätze zusammengefügt. Zwei Sätze draus gemacht würde Tempo in die
Geschichte bringen.
Dann meldete sich sein Handy und er nahm den Anruf entgegen. Wieder diese zusammengefügten Sätze.
Ich werde das Buch nicht weiterempfehlen. Der Autor sollte sich, bevor er ein Buch auf den Markt bringt, einen Lektor leisten.
Noch eine Anmerkung zum e-Book-Format: Als Tolino-Besitzerin konnte
ich das Buch nicht auf meinen e-Book-Reader laden. Ich musste auf dem
Tablett lesen. Das ist allerdings ein ganzes Stück größer als der
Tolino. Damit im Bett zu lesen, macht keinen Spaß. Zumal sich die Datei
nicht mit dem Tablett drehen lässt und auch die Seitenzahlen sind nicht
zu erkennen. Es wird nach Lesefortschritt in Prozenten gemessen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen